Für alle die es noch nicht wissen ich mache gerade einen Japanisch-Kurs an einer Schule in Fukuoka.
Die Schule heißt GenkiJacs (Japanes & Culture School) und ist mehr oder weniger auf westliche Japanisch Studierende ausgelegt.
Da ich seit einigen Jahren im Alleingang versucht habe Japanisch zu lernen und ich irgendwie eine Auszeit vom Job machen wollte, kam ich auf die Idee die beiden Dinge zu kombinieren und in Japan direkt die Sprache zu lernen. An sich wohl der einzige Weg die Sprache wirklich zu lernen, zumindest für mich.
Die Frage nach dem Warum ist dies der einzige Weg kann ich nur rein subjektiv beantworten aber versuchen wir es einmal.
Japanisch kann man in 5 große Themengebiete aufteilen:
1. Wortschatz
2. Schreibsystem
3. Grammatik
4. Sprechen
5. Verstehen / Hören
Als aller erstes ist zu bemerken, dass die Aussprache der japanischen Wörter in der Regel für Europäer nicht sonderlich kompliziert ist, obwohl man diese aber auch nie richtig meistern wird, da es wie im Chinesischen Unterschiede bei der Aussprache einzelner Wörter gibt, die dann etwas völlig anderes beuten (Stichwort Tonhöhen).
Dies ist im japanischen aber nicht weiter schlimm da man diese Wörter meistens nur im
Kontext verwendet und somit auch verstanden wird. Zum anderen gibt es nur zwei Tonhöhen die genutzt werden, was das Ganze im Prinzip auch nochmal vereinfacht.
Im Normalfall und wenn nicht ganz außer Kontext genutzt hat man mit den Wörtern keine Probleme und deshalb widmet man sich diesem Thema eher wenig bis gar nicht, gerade am Anfang.
Bei der Aussprache ein von gewissen Silbenreihen gibt es aber dennoch feine Unterschiede, die in der Regel die Japaner sofort hören man selbst aber nicht. z.B. die ra ri ru re ro Reihe oder der Unterschied zwischen sa za, su zu und so zo.
Die Wörter an sich haben ab und an die unangenehme Eigenart etwas gleich zu sein, zumindest für
das westliche Verständnis. Spricht man diese dann nicht genau aus hat ein kleines bis großes Problem je nachdem was man sagen wollte.
Beispiele:
kinchou und kinchuu wobei nur ein Buchstabe Unterschied ist, zwei völlig verschiedene Wörter.
Das erste Wort kann genutzt werden um zusagen, dass man nervös ist und das zweite bedeutet Kaiserhof oder intramuskuläre Injektion, je nachdem welche Kanji man verwendet.
Ein weiteres wäre Shujin (主人) was Ehemann bedeutet und Shuujin (囚人) was Gefangener bedeutet. Obwohl da einige sagen könnten, dass ist doch so oder so dasselbe machen andere, vor allen Frauen, da dann doch einen Unterschied. (Nur ein Scherz bitte nicht hauen, … ;) )
Und auch bei diesem Beispiel ist der Unterschied am besten durch das die verwendeten Kanji zu veranschaulichen. Aber auch hier hilft der Kontext, da shujin eigentlich nie ohne go am Anfang verwendet wird (goshujin), zumindest mit Sicherheit nicht von mir.
Und damit wären wir auch schon beim nächsten großen Thema, den Kanji.
Diese auch China „geborgten“ Schriftzeichen sind neben den Kana-Silbenalphabeten ein Grundstein der japanischen Sprache.
Jedes Schriftzeichen hat in der Regel 2 Lesungen. Einmal Kunyomi (wobei das die (ur)japanische Lesung ist) und Onyomi (diese ist die chinesische Lesung, die mit dem Original aber in den meisten Fällen nicht mehr viel zu tun hat).
Es gibt auch Kanji welche nur eine Lesung haben oder andere die 3,4,5 und mehr Lesungen haben, wobei diese dann auch noch verschiedene Bedeutungen haben können.
Zum bilden von Wörtern werden im Übrigen auch beide Lesungen verwendet, was das lesen der Wörter (Kanji) nicht einfacher macht. In der Regel werden komplexe Wörter aber aus den Onyomi-Lesungen gebildet. Die Kunyomi Lesungen dagegen bilden eigenständige Wörter, wobei es hier natürlich auch wieder Ausnahmen gibt.
Das Problem mit dem Selbststudium beginnt dann auch gleich hier.
Kanji gibt es wie Sand am Meer, selbst im japanischen kann man um die 60,000 finden, wobei es 2,136 gibt die als Grundstock angesehen werden und selbst ein belesener Japaner „nur“ rund
10,000 kennen dürfte. Wobei sich dies dann auch gleich wieder auf das lesen bezieht und nicht auf das Schreiben, da man auch dort Unterschiede machen muss. Mit dem Grundstock (Jōyō-Kanji) kann man rund 13,000 Wörter bilden, wobei die Chinesen mit ihren 3,000 (Grundwortschatz) Schriftzeichen wohl nur rund 8000 Wörter bilden können. Dafür haben Sie auch nur eine Lesung pro Schriftzeichen.
Man kann die 2,136 Kanji und ihre Lesungen Auswendiglernen. Das Problem damit ist, dass man selbst damit kaum ein Wort japanisch spricht bzw. keine Sätze bilden kann.
Gerade auch das Lesen wird stellenweise schwer sein aber die Bedeutung eines Wortes erfassen kann man danach schon.
Das ist nicht mal das einzige Problem was sich einem dann stellt. Ohne wirkliche Anwendung und die dazugehöre Wiederholung, vergisst man die Dinger verteufelt schnell wieder. Natürlich kommt auch hier zum tragen, das sich einige sehr ähneln und die Onyomi-Lesungen bei vielen Kanji gleich sind.
Zum Thema die Bedeutung eines Wortes erfassen muss allerdings noch gesagt werden, dass es einige Kanji gibt die sehr viele Lesungen und Bedeutungen haben z.B. folgendes:
上げる (ageru)
あ~げる (a ist die Lesung in diesem Fall)
Bedeutungen:
1 hochheben; heben; anheben; hochtragen; aufsetzen; hochhalten.
2 hissen.
3 erhöhen; anheben.
4 anheben (Gesicht, Blick).
5 anführen.
6 geben; schenken.
7 einladen; einlassen; hereinbitten; bitten; bestellen.
8 zur Schule schicken. || auf eine höhere Schule wechseln lassen.
9 aufsteigen lassen.
10 ausrufen.
11 fassen; verhaften.
12 loben; preisen.
13 erreichen; erlangen.
14 beenden.
15 opfern.
16 ins Bordell schicken.
17 ausspucken; erbrechen.
Lesungen des Kanji 上
1. JŌ ジョウ
2. SHŌ ショウ
3. a(gari) あ(がり)
4. a(garu) あ(がる)
5. a(gattari) あ(がったり)
6. a(geru) あ(げる)
7. (-)a(gezu) (-)あ(げず)
8. kami かみ
9. nobo(ri) のぼ(り)
10. nobo(ru) のぼ(る)
11. nobo(seru) のぼ(せる)
12. nobo(su) のぼ(す)
13. ue うえ
14. uwa(-) うわ(-)
Die Bedeutungen der einzelnen Lesungen spare ich mir, da diese recht vielfältig sind.
Wer er genau wissen will kann sich diese aber hier ansehen: Link
Und nicht das jetzt jemand denkt, das diese Lesungen und Bedeutungen auch alle genutzt werden würden, nein dies ist nicht der Fall, aber dies weiß man leider nie so genau.
Dafür braucht man dann spätestens einen „echten Japaner“ bzw. jemanden der die Sprache spricht. Oder man bringt viel Geduld bei einer Google Suche, die auf die Häufigkeit der Lesung bzw. Bedeutung ausgelegt ist, auf.
Wer dann vielleicht denkt den Google Übersetzer zu Rate zu ziehen dem sei gesagt, das Ding kann einfach keine japanische Grammatik, sowie auch jedes andere Programm was ich bis jetzt getestet habe. In der Regel können diese Programme auch nur für einzelne Wörter verwenden bzw. für einfach Standardsätze, wobei konjungierte Verben im japanischen auch nicht wirklich mit Google und Co. übersetzbar sind.
Verben haben im Japanischen nämlich einen ganz besonderen Stellenwert, da so gut wie alle grammatischen Formen an diese angehängt werden. Was nicht selten zu sehr langen Wörtern führt.
An dieser Stelle ist auch ein weiterer Knackpunkt der Sprache.
Der Mix aus langem grammatischen Formen und der Schnelligkeit in der Sie ausgesprochen werden, lässt einen ab und zu rein gar nichts verstehen. Besonders weil man die Grundform des konjungierten Verbes nicht mehr erkennt. Dies wird auch nur besser wenn man diese Formen selber nutzt und dadurch leichter versehen kann.
Es ist irgendwie mit dem 1 mal 1 zu vergleichen.
Je mehr man dieses nutzt desto leichter weiß man bestimmte Kombinationen auswendig. Man muss diese nicht erst „zusammenrechnen“ sondern sie sind einfach abrufbereit.
Genau so ist es mit Sprachen auch, bestimmte Wörter oder gar Redewendungen, erkennt man sehr schnell, einfach nur deshalb weil sie so oft vorkommen bzw. weil man sie so oft genutzt hat.
Die japanische Grammatik an sich ist nicht schwer und relativ einfach zu lernen aber sehr schwer zu meistern gerade was das freie Sprechen angeht.
Die Unterschiede in der Verwendung der einzelnen Strukturen lernt man am besten während der Nutzung dieser. Dies fehlt im Selbststudium leider auch vielfach, da man immer nur auf Beispielsätze zurückgreifen kann. Sofern man, dann doch eigene Sätze bildet sagt einem aber leider auch keiner was man vielleicht bzw. mit Sicherheit falsch gemacht hat.
Wer die Zeit und die Mühe investiert, kann natürlich auch eine Sprache wie Japanisch im Alleingang lernen, dies bedeutet aber dass man in der Zwischenzeit nicht viel anderes machen wird / kann.
Abschließend noch ein paar Worte zu GenkiJACS der Schule die ich besuche.
Die Schule hat zwei Fialen. Eine in Fukuoka und eine in Tokio, wobei die in Fukuoka der jetzige Hauptsitz ist. Genki bietet vom absoluten Beginner Kurs bis zu Fortgeschrittenen Kursen alles an, wobei der Beginner Kurs in der Regel einmal am Anfang des Monats beginnt.
Genki an sich zeichnet durch die kleinen Klassen (max. 7 Personen), die netten und kompetenten Lehrer und das sehr hilfsbereite Personal aus. Des Weiteren liegt der Focus des Unterrichtes nicht wie üblich nur auf dem Lektion-Fortschrift, sondern auch auf der Sprachentwicklung der einzelnen Schüler. Hierfür kann man auch nach dem Unterricht kostenlose Angebote der Schule in Anspruch nehmen.
Natürlich gibt es dafür auch noch extra Kurse mit Privatunterricht oder man kann auch einen Kulturkurs buchen, welcher mehrmals die Woche die japanischen „Besonderheiten“ aufzeigt, erklärt und durch Exkursionen belebt ist.
Im Großem und Ganzen bin ich bis jetzt sehr zufrieden mit meiner Wahl für GenkiJACS, da mir aber ein Vergleich zu anderen Schulen fehlt, kann ich ein kleines Zwischenfazit nur rein Subjektiv fällen.
Die wichtigste Frage ist wohl ob sich mein Japanisch durch meinen Kursbesuch verbessert hat oder nicht.
Diese Frage kann ich getrost mit einem klaren „Ja“ beantworten. Gerade was mein Sprachvermögen angeht hat sich diese um einiges verbessert auch, was den Gebrauch der „richtigen“ Grammatik gleich mit einschließt. Die Gelegenheit täglich die zu lernende Sprache sprechen zu können tut natürlich auch ihr übriges. Der Kursverlauf an sich ist auch auf einem recht fordernden Niveau, zumindest in den etwas fortgeschrittenen Kursen, sodass einem auch nie wirklich langweilig wird da es immer etwas Neues zu lernen bzw. zu meistern gibt.
Die Wiederholungen des alten Stoffes sind in der Regel recht gut gelegt. Dazu dienen auch ein paar Tests in den einzelnen Stufen. Am Ende dieser gibt es jeweils eine größere Abschlussprüfung, die es zu bestehen gilt. Wenn man die Tests nicht besteht gibt es, je nach Wunsch extra Hausaufgaben, wobei diese dann natürlich zusammen mit dem Lehrer kontrolliert werden. Die Endprüfungen der einzelnen Stufen sind dagegen darauf ausgelegt ob man in den nächsten Level kommt oder nicht,
wobei auch hier durchaus Verhandlungsspielraum besteht.
Anbei noch ein paar Bilder der Schule und solltet ihr noch mehr über GenkiJACS wissen wollen, noch ein Link zur Webseite: http://www.genkijacs.com
Kayo-san welche sich um die Rezeption kümmert und auf alle Fragen rund um Japan und Fukuoka immer eine Antwort hat.
Der Eingangsbereich der Schule.
Typisch Japanisch werden die Schuhe vor betreten der restlichen Bereiche gegen Hausschuhe getauscht.
Der Rezeptionsbereich.
Karte der Schule mit den Klassenräumen.
Zwei Klassenräume der Schule.
Kleines Bild der Lehrer, wobei inzwischen neue hinzugekommen sind.
Das ist der Aufenthaltsraum.
Der,
wenn er nicht gerade für Feiern missbraucht wird, für die Pausen und zum
relaxen da ist.
Ein paar neue Bilder von einer kleinen Inseln nahe Fukuka könnt ihr unter folgendem Link finden.
Ansonsten bis zum nächsten Mal, wahrscheinlich aus Seoul.
Wahnsinn, man lernt tatsächlich niemals aus ;)
AntwortenLöschenWeiterhin gaaaaaaanz viel Erfolg.
Lg